#019

WIE DU DIR JEDEN TAG MEHR RAUM SCHAFFST

by nico

Ich hoffe, du fühlst dich gerade ausgeglichen und in dir selbst ruhend. Vielleicht liefen die für heute geplanten Dinge bisher reibungslos und wie am Schnürchen. Und vielleicht haben dich auch all die unvorhergesehenen und überrascht aufgetretenen Dinge nicht aus der Bahn geworfen. Wir sind zwar alle keine Superhelden, aber dennoch geben wir unser Bestes vor allem im Moment zu leben.

 

Manchmal gibt es doch diese Leute, bei denen man sich denkt: “Was bringt die- oder denjenigen eigentlich mal aus der Ruhe?” Vielleicht hast du auch so jemanden in deinem Bekannten- oder Kollegenkreis und vielleicht wünschtest dir auch manchmal, von so jemanden sich eine Scheibe abschneiden zu können. Um einen Weg zu finden, das beste aus deinem Tag herauszuholen – ohne überwältigt zu sein.

 

Daher möchte ich dir heute sieben kleine Tipps an die Hand geben, mit denen es dir gelingt, jeden Tag ein wenig achtsamer mit solchen Gedanken umzugehen. 

Tipp 1: Vermeide Multitasking

Das hört sich vielleicht so an, als wäre es für einen Lehrer gerade im Unterricht ein Ding der Unmöglichkeit. Aber das möglichst rasche und gleichzeitige Erledigen von Aufgaben führt keineswegs zu einer Zeitersparnis. Im Gegenteil: Dadurch dass die Aufmerksamkeit nicht zu 100% auf eine Tätigkeit gerichtet wird, teilen sich mehrere Arbeiten oder Denkprozesse die gleiche Menge an Aufmerksamkeit. Da es ist nicht möglich ist, auf zwei Dinge gleichzeitig 100% der Gedanken zu verwenden, werden die einzelnen Dinge auch nur ein Bruchteil der Qualität ausweisen, die sie sonst hätten. So wirst du nicht nur ein weniger zufriedenstellendes Ergebnis in der einen Sache abliefern, sondern auch noch länger für die verschiedenen Sachen insgesamt brauchen, wenn du auf diesem geteilten Weg versuchst, dennoch das gleiche Niveau wie bei hundertprozentiger Aufmerksamkeit zu erreichen.

 

Obwohl Multitasking sich erstmal so anfühlt, als ob wir mehr auf einmal schaffen, verliert unsere Arbeit an Qualität und dauert sogar oft viel länger, weil wir nicht völlig präsent sind. 

 

Multitasking geschieht nicht gleichzeitig. Es ist ein schneller Wechsel der Aufmerksamkeit und beschädigt mit der Zeit immer mehr deine Konzentrationsfähigkeit.

Manche sagen sogar, dass es die Nervensysteme schädigt. Fokussiere dich daher also  auf eine Aufgabe und mache EINE Sache richtig. Gerade in der heutigen Welt ist das nicht einfach. Es macht aber einen enormen Unterschied. Du wirst merken, dass du viel zufriedener bist als vorher. Eine Aufgabe richtig zu schaffen, erfüllt weitaus mehr, als zwei Dinge parallel so halb zu erledigen.

 

Tipp 2: Hör richtig zu

Wie oft passiert es dir, dass deine Gedanken völlig abdriften während jemand anderes dir etwas erzählt? Wie oft schießen dir To-do-Listen durch den Kopf und wie oft bist du in deinem Kopf schon beim nächsten Schritt oder der nächsten Sache, während dein Fokus viel besser beim aktuellen Prozess sein sollte?

 

Wenn du versuchst, hundertprozentig zuzuhören, trainierst du auch deine Gedanken auf eine Sache zu fokussieren.

 

So vermeidest du auch viele Missverständnisse, die sonst mit den Schülern, deren Eltern oder deinen Kollegen vor allem eine Sache zur Folge haben: Sie kosten dich Zeit. Zeit, die du die nicht verloren hättest, wenn zumindest du von Anfang an genau zugehört hättest.

 

Auch mal weniger selbst zu reden und mehr zuzuhören ist einen Versuch wert. So lernst du auch eher was Neues und obendrauf freut sich die andere Person. Mit Sicherheit!

 

Tipp 3: Atme

Hört sich vielleicht simpel an. Macht aber einen großen Unterschied.

Mit war zum Beispiel lange Zeit nicht klar, was eigentlich richtiges Atmen ist. Wenn ich zum Beispiel beim Arzt mal richtig tief Luft holen sollte, dann habe ich meinen Brustkorb aber mal so richtig mit Sauerstoff abgefüllt! Dummerweise geht auf diese Weise weitaus weniger Luft in den Körper. Und das bedeutet wiederum weniger Sauerstoff im Blut. Und damit auch: schlechtere Denkfähigkeit.

 

Bestimmt weißt du im Gegensatz zu mir schon lange, dass sich der Bauch bei einer gesunden Atmung hebt und senkt. Dann arbeitet auch das Zwerchfell nicht kontraproduktiv. Aber ist dir das auch ein einer stressigen Situation klar? Denn dann neigen wir zu einer Flachatmung. Und ganz ehrlich: Wenn in einer Stresssituation all die nervigen Gedanken und Fragen durch deinen Kopf jagen, oder wenn emotional belastende Situationen über dich herfällt: Wer denkt da noch ans richtige Atmen?

Aber genau das wird ein großer Changer für dich sein! Wenn du genau in diesen Phasen auf deine Atmung schaust, kannst du gleichzeitig klarer denken und weniger gestresst reagieren.

 

Dein eigener Körper ist mit diesem Trick besser in der Lage, Ruhe zu bewahren. Achte einfach darauf, wie du atmest. Egal was da kommt, lege deinen Fokus gedanklich zuallererst auf deinen Bauch. Spüre, wie er sich hebt und senkt – beziehungsweise genau das wieder tut, wenn du merkst: “Hoppla, Flachatmung!” Und wenn du wieder wahrnimmst, wie atmen eigentlich geht, dann achte noch auf einen gleichmäßigen langsamen Rhythmus dabei. Dieser kurze kleine Trick geht so schnell, dass ich mit dem Problem oder der Situation rasch viel klarer umgehen kann – und ich mich nicht aus der Bahn werfen lasse.

 

 

Tipp 4: Meditieren

Es gibt noch andere ähnliche Tricks, die einem in Stresssituationen helfen – zum Beispiel die Klopftechnik, die auch damit arbeitet, den eigenen Körper zu spüren und so aus einer inneren Ruhe heraus zu agieren. Und das ist auch nötig, denn egal wie gelassen du bist: Alles kommt. Von alleine. 

 

Und wenn man die ersten drei Tipps genauer betrachtet, ist der Sprung zu Tipp 4 gar nicht mehr so groß. Vielleicht ist ein in Stille sitzen auf den ersten Blick nicht das, wovon dir mehr Zeit und Raum versprichst. Oder vielleicht hast du auch Vorbehalte. Aber am Ende hast du  mehr Zeit wenn du meditierst. Du bist danach viel produktiver. Und du lernst, mehr auf dich zu hören. Was dir wiederum dabei hilft, dich auf Dinge zu fokussieren, die dich wirklich glücklich machen – und nicht den Blick auf das Negative zu richten. Der Fokus deiner Gedanken und deiner Glaubenssätze bestimmt deine Emotionen, deine Entscheidungen, deine Handlungen und somit dein gesamtes Leben. 

 

Tipp 5: Genieße den Schlaf

Bestimmt ist dir klar, wie wichtig dein Schlaf und deine Träume für dich und deinen Körper sind. Nichtsdestotrotz neigst du vielleicht dazu, spät abends die Ruhe zu nutzen, um konzentriert zu arbeiten und deine Aufgaben zu erledigen? Wir alle wissen, dass das letztlich nur die Produktivität an anderer Stelle sowohl kurz- als auch langfristig heruntersetzt. Und zusätzlich deinen Schlaf beeinträchtigt, weil sich dein Hirn dann vor allem mit diesen Arbeits-Gedanken beschäftigt.

 

Bist du wirklich ein “Ich brauche nur fünf bis sechs Stunden Schlaf”-Typ oder sagst du das nur so, weil du etwas anderes nicht wahrhaben willst? Oder weil es sich cool anhört? Oder du zu viel zu tun hast? Dabei ist die Rechnung mehr Schlaf = mehr Zeit eigentlich ganz einfach ;)

 

Tipp 6: Sage auch mal nein

Täglich bekommst du irgendwelche Anfragen bzw. irgendjemand oder irgendetwas fragt nach deiner Zeit. Bei den Schüler ist man da sicherlich kulanter, aber ansonsten? 

 

Halte kurz inne und frag dich: “Mache ich das nur, weil mein Chef gefragt hat?” Oder: “Will ich diese Aufgabe wirklich mit Begeisterung und aus Überzeugung erfüllen oder interessiert sie mich nur aus Karrieregründen?” Obwohl „nein“ sagen sich manchmal unangenehm anfühlt – oft sind die Menschen viel verständnisvoller, als du glaubst.

 

Tipp 7: 80/20-Regel

Es war schon immer mein Bestreben, Dinge im Flow effektiv anzugehen. Den perfekten Flow von einem Schritt zum nächsten zu gehen und alle unnötigen Schritte auszulassen. In der 80/20 Regel lässt sich dieser Ansatz besser erklären. Im Prinzip meint sie: Um eine Aufgabe zu 80% (also gut) zu erfüllen, braucht man 20% der Zeit dafür. Für den Rest benötigt man 80% der Zeit. Oder kürzer gesagt:

 

Mit nur 20 Prozent deiner Zeit sicherst du 80 Prozent deines Erfolgs.

Ich warne dich gleich mal vor: Wenn es für dich in Ordnung ist, eine Aufgabe “nur gut” zu erfüllen (obwohl wir doch unseren Schülern auch immer wieder erzählen, dass “gut” etwas gutes ist), kann es zur Folge haben, dass andere dich ein bisschen komisch anschauen, weil du so entspannt bist und trotzdem nicht unerfolgreich bist. Ich meine das natürlich mit einem Augenzwinkern, aber folgendes nicht: der Zeitgewinn mit der 80/20-Regel ist enorm!

 

Einerseits meint diese Regel die Sortierung der Priorität von Aufgaben in wichtig und weniger wichtig. Aber auch innerhalb einer Aufgabe funktioniert dieser Ansatz. Wenn du zum Beispiel in einem Zeugnis die Wortgutachten-Elemente aus dem Kopf heraus verfasst, wird das Ergebnis auf jeden Fall passend sein, weil du deine Schüler ja gut kennst. Wenn du aber auch noch hineinschreiben willst, ob das Kind eine ganz konkrete Sache aus einer Probe gut oder sehr gut beherrschte, dann wirst du dafür wesentlich mehr Zeit benötigen. Entweder weil du nach jedem Test eine ausführliche Auswertung machst oder weil du beim Schreiben de Zeugnisses noch einmal nachblätterst. So oder so: Ist der Mehrgewinn für das Kind oder dessen Eltern so viel größer? Oder kannst du hier nicht auch mit 20 Prozent deiner Zeit 80 Prozent des Erfolges sichern?

 

Mit Aufgaben, die viel Zeit fressen, aber letztlich nichts bringen, sollte man sich nicht lange aufhalten.

Klingt alles eigentlich gar nicht so schwer, oder? Und wenn doch: Vielleicht magst du dir ja mal eine Sache herauspicken und probieren. Manchmal übersehen wir eben die einfachsten Dinge, weil sie schon fast zu einfach klingen. 

 

Ich bin neugierig auf deine Meinung!
Welche Gedanken hast du zu meinem Beitrag?
Worüber willst du vielleicht noch diskutieren?
Schreib es mir einfach hier als Nachricht!

.