Sicherlich hast du auch schon mal mit deinen Kindern ein Referat geübt! Vielleicht hast du vor allem im Unterricht bei der Erarbeitung unterstützt, vielleicht hast du die Eltern dabei mit einbezogen, aber garantiert hast du deine Schüler das fertige Referat der ganzen Klasse vorstellen lassen. Aber was auf jeden Fall eindeutig bei dir auch der Fall gewesen sein dürfte: Die Ergebnisse fallen garantiert immer höchst unterschiedlich aus!
Wahrscheinlich hast du bei den letzten Zeilen vorwiegend an ein Referat in Plakatform gedacht. Aber wenn du auch mal an alle Vorträge oder Referate denkst, die du selbst als Zuhörer erlebt hast, dann schießt dir wahrscheinlich genauso durch den Kopf: Die Qualität ist immer höchst unterschiedlich!
Und spätestens in diesem Kontext dürften dir auch ein paar grauenvolle Power-Point-Präsentationen eingefallen sein. Digitale Referate also, die mal mehr, mal weniger gewinnbringend für dich waren. Um zu wissen, was gut ist, hilft es, zu wissen, was schlecht ist. Und um mal ein ganz schlimmes Beispiel zu geben – ungefähr so sollte es nicht laufen (danke an meinen Kollegen von halbtagsblog.de):
Aber was genau macht eigentlich ein digitales Referat besser oder schlechter? Genau darum soll es in diesem Beitrag gehen! Denn warum nicht auch ein digitales Referat in der Klasse erstellen lassen, wenn die Schüler bereits ihre Erfahrungen mit Plakat-Referaten gesammelt haben? Und warum dann nicht gleich auf die Faktoren hinweisen, die den Unterschied machen. So schwer ist das nämlich eigentlich gar nicht. Und in ungefähr 20 Jahren werden die Kollegen deines Schüler genau dir dafür sehr dankbar sein! Sie wissen es halt nur nicht ;)
Wenn ich mit meiner Klasse ein Thema wie zum Beispiel “Architektur” (exemplarisch für diesen Beitrag und übertragbar auf jedes andere HSU-Thema) angehe, dann starte ich nach einer kurzen Hinführung mit einem eigenen und von mir gehaltenen Referat. Dies soll zwar zum einen auf das Thema neugierig machen, zum anderen aber vor allem eine vorbildhafte Wirkung einnehmen: Ich achte dabei also genau auf diejenigen Faktoren, die mir am Ende beim Vortrag der Kinder wichtig sind. Genauso gibt mein Referat eine Struktur vor, die den Kindern das Recherchieren erleichtert.
Meine “vorbildhafte” und Präsentation zum Thema “Architektur” stelle ich dir auch zum Download zur Verfügung. (Und bestimmt hast du noch viele Ideen, wie du diese oder andere Präsentationen besser machen würdest! Ich erhebe nicht den Anspruch auf Perfektion!) Den Link dazu und noch mehr findest du am Ende des Beitrags. Und im Folgenden geht es zunächst um den Aufbau dieser Präsentation, bevor ich auf die Faktoren eingehe, die mir bei der Vorstellung durch die Kinder wichtig sind.
Den Aufbau arbeite ich mit der Klasse gemeinsam heraus. Wir suchen nach einer Art Überschrift für jede Folie, die alle zusammen dann den Gesamt-Aufbau strukturieren. In meiner Präsentation über das Feuerwehrhaus von Weil am Rhein wären das konkret folgende zehn Folien:
Titel (mit einem Bild)
Bilder von Äußeren (maximal drei Bilder)
Bilder von Inneren (maximal drei Bilder)
der Architekt
das Leben des Architekten
Informationen zum Bauwerk
eine (Info-)Grafik (Infografiken können ein ganz eigenen Thema sein…)
maximal drei weitere Gebäude des Architekten
Quellenangaben
ein letztes Foto vom Referatsthema (dies bleibt während der Feedback-Runde sichtbar)
Sobald ich den Aufbau dieser zehn Folien mit den Kindern erarbeitet habe, sollen die Schüler ihr eigenes architektonisches Werk auswählen. Dafür benutze ich ein Buch, das in wundervollen Grafiken gebäudetechnisch um die Welt führt. Inklusive erster Informationen als Grundlage für die Kinder! Und je nachdem, wie du die Gruppeneinteilung differenzieren möchtest, können sich die Schüler alleine oder zu zweit ein Gebäude heraussuchen und so ihr konkretes Referats-Thema beschließen.
Vor allem bei den ersten beiden digitalen Referaten bevorzuge ich eine reine Erarbeitung in der Schule. Ich stehe dann zwar in diesen Stunden für viele individuelle Fragen sehr im Fokus, aber der Kern beschränkt sich auf: “Wo finde ich diese Information”. Etwas, das du beim privaten Recherchieren also ohnehin praktizierst und dich nicht vor allzu große neue Herausforderungen stellt. Das Hauptproblem für die Kinder – das Extrahieren einer gesuchten Information aus einem Text – beschäftigt dich und deine Schüler ohnehin ja öfters im Unterricht bzw. in Deutsch und HSU.
Andere Fragen – vor allem zur Handhabung und wie etwas innerhalb der Präsentations-App funktioniert – sind eigentlich grundgelegt im Tablet-Führerschein. Und damit sowohl für dich als auch für die Kinder noch einmal nachschlagbar. Mit der Zeit wird diese Art von Frage aber immer weniger häufig und die Schüler entdecken sogar Funktionen in der App, die du selbst noch nie gesehen hast. Lass dich davon nicht verunsichern, Kinder können auch gerne mehr wissen als du und ich! Für dich geht es dann eigentlich nur darum, den Sinn der gefundenen Funktion zu hinterfragen.
Als Beispiel vielleicht: Kinder erfreuen sich daran, verschiedene Farben für die Schriften einzusetzen. Dies ist aber für den Zuhörer bei der Vorstellung eher nervig! Und kann daher den Hinweis von dir nach sich ziehen, dass das zwar eine interessante Fähigkeit und nette Spielerei sei, aber nichts für die Qualität macht. Womit wir bereits bei den Faktoren für eine gelungene Präsentation wären.
Einer gelungenen Präsentation liegen vor allem zwei Faktoren zugrunde: Eine gelungene Recherche. Und ein gelungener Vortrag.
Kinder verstehen unter Informationssuche erstaunlich oft: Bildersuche! Da wundert es ja fast nicht, dass Fake-News so leichtes Spiel haben, wenn Fotos als Informationsquelle ausreichen sollen… Aber ernsthaft: So sehr viel anders ist das bei Plakat-Referaten auch nicht, man kann gar nicht oft genug das Augenmerk darauf lenken, die Information, die zum Folien-Thema passt, zuerst zu suchen. Vor dem Bild.
In meinem konkreten Beispiel sollen die Schüler daher damit anfangen, zuerst den Architekten zum Gebäude zu finden und Informationen über sein Leben zu sammeln. Im zweiten Schritt tauchen dabei meist die Informationen über das konkrete Bauwerk auf. Dabei werden den Kindern automatisch Fotos begegnen. Aber erst danach folgt die Auswahl dieser für die restlichen Folien des digitalen Referats. Weil sie dann wissen, welche Fotos zu den gesuchten Infos passen und welche Aussagekraft haben. Deswegen:
Gar nicht so viele. Aber klare und gute Bilder, die die Informationen unterstützen. Wenn ich den Architekten vorstelle, dann brauche ich halt ein Foto von ihm oder ihr. Wenn ich den Körperbau eines Tieres erkläre, dann brauche ich eine gute Grafik. Und wenn es um die Sehenswürdigkeiten eines Landes geht, dann hilft keinem ein Bild vom Regierungschef.
Ich freue mich natürlich, wenn die Schüler sehr viele Informationen gefunden haben und diese auch an die Kinder weitergeben. Aber womit keinem geholfen ist, ist ein Zupflastern der Folien mit den Informationen. Oder noch schlimmer: Das Ablesen der Infos von der Folie!
Die Text-Karten, die vielleicht bei einem Plakat-Referat mit auf dem Plakat sind, werden bei einer digitalen Präsentation genauso gebraucht. Aber in der Hand des Referenten oder sogar in dessen Kopf.
Auf der Folie sind entweder nur wenige Schlagwörter, kurze (!) Texte oder sogar nur ein Foto zu sehen. Die Information selbst sollte der vortragende Schüler herüberbringen.
Die Ansprüche, die sich aus den ersten drei Faktoren ergeben, sind natürlich eine große Herausforderung für ein Kind. Und nicht alles wird sofort oder auf Anhieb klappen. Aber das Ziel sollte klar sein. Der Lehrer ist hierbei Vorbild, das Ganze ist ein stetiger übenswerter und auch in anderen Bereichen gewinnbringender Prozess.
Daher sollte der Vortrag vor der eigentlichen Vorstellung vor dem Klassenplenum zuerst ein paar Mal alleine und im nächsten Schritt vor vertrauten Kameraden geübt werden. Diese sollten hilfreiches Feedback geben (Wird zu leise geredet? Gibt es genug wertvolle Informationen? usw.) und dementsprechend ausgewählt werden.
Die Feedback-Runde ist ganz entscheidend für weitere Referate in der Zukunft. So werden die Adressaten in ihrer Meinung einbezogen und können so auch viel bessere Unterstützer werden, wenn sie mal Übungspartner bei Faktor 4 sind.
Der Abschluss eines Referates läuft bei mir immer gleich ab: 3×3! Während die letzte Folie zu sehen ist, dürfen zuerst drei inhaltliche Fragen gestellt werden. Hier zeigen die Referenten vielleicht noch einmal, wie tief ihr Wissen geht. Danach darf das zuhörende Plenum dreimal Lob verteilen, bevor es dreimal Tipps gibt. Letzteres ist weniger als Tadel gemeint, sondern wirklich als ehrlicher Tipp von der Seite der Zuhörer. Das kann zum Beispiel die Sprechgeschwindigkeit sein oder das Schauen ins Publikum – auch keine unwesentlichen Faktoren für einen gelungenen Vortrag!
Zusätzlich und abschließend gibt der Lehrer auch sein Feedback. Natürlich mit Lob, aber auch mit Tipps. Hierbei lohnt es sich, sich auf einen Verbesserungshinweis für die Zukunft zu konzentrieren – und zwar bezogen auf den Faktor, bei dem der größte Abstand zum guten Redner vorliegt. Unterstützt werden kann
Sobald eine Seite im Internet (oder ein Buch oder eine andere Quelle) als Grundlage für Informationen (oder Bilder) genutzt wurde, sollen die Kinder den Link (also die Adresse) kopieren und in ihrem Referat angeben. Denn so werden die vorgestellten Informationen für den Zuhörer glaubhafter und überprüfbar. Nichts ist wertvoller als ein glaubhafter Referent! Sowohl für den Referenten als auch für den, der im Publikum sitzt! Natürlich sind Quellenangaben nicht der Garant schlechthin dafür (sondern auch die Vortragsweise), aber ein wesentlicher Bestandteil.
Außerdem bin ich der Meinung, dass ein Verständnis für Quellenangaben bereits in der Grundschule gelegt werden kann. Wenn die Schüler schon hier empfindsam werden für die “Adresse” des Fotos oder der Information, dann kann ich darauf aufbauen, wenn ich an anderer Stelle zu Themen wie “Schutz des geistigen Eigentums” komme.
Der “Urheber” der Information oder des Bildes soll von den Kindern auf der vorletzten Folie festgehalten werden. Und es lohnt sich nicht, dabei besonders streng zu sein und jede Quelle auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Aber wenn ich sehe, dass alle drei Quellen auf “.jpg” enden, dann weiß ich als Lehrer: Da wurden nur Bilder als Link vermerkt ;)
Übrigens sind jahrgangskombinierte Klassen auch bei diesem Thema ein echter Vorteil! Viel qualitatives Feedback kommt bereits von den Schülern, wenn die “älteren” Kinder von ihrer Erfahrung profitieren können und so viel schneller ihren “jüngeren” Mitschülern helfen können.
Wie Kafka schon meinte, entstehen Wege, indem man sie geht. Und so ist auch noch kein perfekter Redner vom Himmel gefallen. Aber wir Lehrer können für wahrscheinlich recht gut viele Tipps geben. Damit unsere Kinder nicht in Zukunft unsicher vor einer Audience stehen. Diese Art von Selbstsicherheit befreit unsere Schüler von einer Menge Bauchschmerzen in der Zukunft.
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