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WELCHE LERNAPPS BRAUCHST DU FÜR DEN UNTERRICHT?

by nico

Ich werde immer wieder gefragt, welche Lern-Apps man denn unbedingt auf Schul-Tablets haben sollte. Die Beweggründe für diese Frage sind recht unterschiedlich, aber wenn man mal von wenigen Ausnahmen absieht, dann verhält es sich mit Lern-Apps im Unterricht meist ungefähr so wie in diesem Beispiel:

 

Es gibt da eine Lern-App, die schön aussieht, intuitiv zu bedienen ist und auf der Geobretter simuliert werden. Man kann dann mit digitalen Gummis (die nie mehr kaputt gehen) entweder frei eine Figur spannen oder bestehende Figuren achsensymmetrisch spiegeln. Auch die Größe des Bretts lässt sich frei wählen, so dass man den Schwierigkeitsgrad variieren kann.

 

Hört sich doch erstmal ganz gut an, oder? Aber ich frage mich, wozu ich diese Lern-App brauchen soll? Damit ich keine Gummis mehr nachkaufen muss? Damit ich Medien einsetzen kann? Dass ich keinen Platz mehr für Geobretter an der Schule verbrauchen muss? Nun, das ist mir persönlich zu wenig an Gründen, um für eine solche Lern-App eine Lanze zu brechen.

 

 

Und so geht es mir mit ganz vielen Lern-Apps. Für mich haben diese Programme ihre ganz klare Berechtigung für eine private Anschaffung, wenn das eigene Kind zuhause noch ein bisschen üben soll oder einen Inhalt nochmal vertiefen möchte. An dieser Stelle würde mir eine Reihe von Lern-Apps einfallen, die empfehlenswert sind.

 

Aber für den Unterricht frage ich doch nicht, wozu die Grundschule digitale Medien braucht oder was im digitalen vielleicht helfen kann. Sondern ich frage, was die Kinder brauchen, um sich in einer digitalen Welt gut orientieren zu können.

Denn diese digitale Welt ist inzwischen schlicht und ergreifend die Realität. Und digitale Medien können mit den traditionellen Medien und vor allem den originalen Begegnungen besser in Einklang gebracht werden, als dies im Falle der Geobrett-App für den Unterricht ist. Zudem muss der Einsatz von Medien immer aus einem fachlichen und fachdidaktischen Anspruch heraus entwickeln. Und nicht einfach nur, weil es halt geht, weil die Medien gerade da sind, oder weil es einen guten Eindruck macht.

 

Daher werde ich dir auch keine Drill-and-Practice-Apps vorschlagen. Die brauchst du nicht im Unterricht, die haben wie gesagt meiner Meinung nach allenfalls zuhause ihre Berechtigung. Aber ich gehe noch einen Schritt weiter: Ich werde dir an dieser Stelle heute auch keine nicht-grundschulgerechten oder überhaupt schulgerechten Lösungen vorschlagen!

 

 

Ich schlage dir eigentlich nur Lern-Apps vor, die ohnehin auf einem Tablet meist vorinstalliert sind. Apps, die wahrscheinlich nicht jeder mit dem Beiwort “Lern” benennen würde. Die aber eben genau das liefern, was die Kinder brauchen, um sich in einer digitalen Welt gut orientieren zu können. Was die Kinder brauchen, um auch als Erwachsene die digitalen Medien sinnvoll zu nutzen. Hierfür wären zu nennen: 

 

Browser-App

Das ist die App, die einem ins Internet bringt und nur allzuoft mit Google gleichgesetzt wird. Diese Apps heißen meist Safari, Chrome, Firefox oder Opera. Warum diese App eine Lern-App ist? Eben weil sie das Kind ins Internet bringt. Und nur dort können echte Erfahrungen mit der Online-Recherche und Suchstrategien gesammelt werden!

 

Fotos-App

Für die Erstellung von Fotos oder Videos oder deren Einbettung in eine Präsentation oder Foto-Story ist die Kamera des digitalen Geräts unverzichtbar. Warum diese App eine Lern-App ist? Weil die Schüler als Teenager und junge Erwachsene unendlich oft mit dieser App umgehen werden, sei es aus sozialen oder ganz anderen Gründen. Aber wenn die Schule nicht den sinnvollen Umgang damit beibringt (Beispiel: Welcher Fotos kann man versenden, welche lieber nicht.), dann wird es irgendwann die Peer-Group sein. Stellt sich nur die Frage, ob das noch ein sinnvoller Umgang sein wird…

 

Präsentations-App

Wie du in meinen anderen Beiträgen vielleicht schon gemerkt hast, halte ich die Erstellung eines digitalen Referats für eine sinnvolle Strategie, um sowohl einen sinnvollen als auch einen produktiven Umgang mit digitalen Geräten zu praktizieren. Deshalb sind diese Apps, die zum Beispiel dem Namen Keynote, PowerPoint oder Prezi tragen, für mich auch Lern-Apps. Ihre Benutzung zieht eine Verwendung der Browser-App oder der Fotos-App meist automatisch nach sich.

 

Textverarbeitungs-App

Pages oder Word oder OpenOffice sind hierbei die bekanntesten Vertreter. Je nach Verwendungszweck kann eine Textverarbeitung manchmal sinnvoller sein als eine Präsentations-App. Ihren Schwerpunkt findet sie in der Regel aber erst nach der Grundschulzeit.

 

Karten-App

Nicht nur für Elemente des HSU-Unterrichts kann ich diese Apps einsetzen: Es macht auch Sinn, um das Kartenlesen und die Nutzung der verschiedenen Funktionen wie Navigation oder Recherche im Alltag zu trainieren. Was die Karten-App zu einer Lern-App macht, die vielleicht nicht ganz oben auf der Liste der wichtigsten Apps steht, aber eben ohnehin auf dem Gerät installiert ist.

 

Wie du vielleicht gemerkt hast, sind Lern-Apps für den Unterricht meiner Meinung nach vor allem Apps, die man als heranwachsender oder erwachsener User ohnehin nutzt.

Da wir aber alle Autodidakten in der Verwendung sind, merkt man die Nachteile dieses Umstand vor allem heranwachsenden Jugendlichen in ihrer zum Teil naiven Nutzung der Medien an.

 

Für uns Lehrer sind digitale Medien immer ergänzend zu den traditionellen Medien zu sehen. Originalerfahrungen sind immer noch das größte und gewinnbringendste Gut, weshalb wir Medien immer nur an didaktisch oder pädagogischen Stellen einsetzen sollten, wenn sie sinnvoll sind. Die Entscheidung über deren Einsatz ist nur dann zu rechtfertigen, wenn sie einen besonderen Beitrag zur Entwicklung grundlegender Kompetenzen für die Kinder versprechen. Und das können die genannten Apps im Unterricht viel besser als irgendwelche vermeintlichen Lernprogramme. 

 

 

Medien sind nun mal nicht per se ein Wundermittel, das pädagogische Setting ist sehr entscheidend.  Es geht um die Vorbereitung der Kinder auf ihre Lebensumwelt, in der die Medien eine immense Rolle spielen.

 

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